MEHR 30ER ZONEN ? Nur Geduld…

…denn Temporeduktion gibt es derzeit nur bei der Umsetzung.

Schon seit vielen Jahren – in Burgstall und Oed etwa seit 2015 – bemühen sich engagierte Bewohner:innen um Tempobeschränkungen. Wir Grünen treten seit jeher für ein generelles 30 km/h-Limit im gesamten Gemeindegebiet ein.

Im Februar 2024 befasste sich der Mobilitätsausschuss mit dem Thema, kam aber zu dem Schluss, dass „eine flächendeckende Ausweitung nicht möglich ist, da die Verhältnismäßigkeit und das besondere Schutzbedürfnis ein wichtiges Kriterium ist“ (Protokoll der Gemeinderatssitzung vom 27.2.2024) .
Diese Begründung wirft Fragen auf: wer soll hier eigentlich geschützt werden?
Immerhin beurteilte der Ausschuss eine 30er Beschränkung zumindest in der Verlängerung der Schwabstraße bis zum Viadukt und in der Brucknerstraße „als sinnvoll“ – empfahl allerdings nicht die Umsetzung, sondern Geschwindigkeitsmessungen „zur Feststellung des Bedarfs“.
Bürgermeisterin Karin Winter bestätigte zuletzt in der Gemeinderatssitzung vom 7. April 2025 auf Nachfrage meinerseits erneut die Sinnhaftigkeit eines 30ers zumindest in der Schwabstraße und der Brucknerstraße. Nach wie vor aber wird gemessen, gezählt und ausgewertet. Man will ja nicht vorschnell einen derart massiven Einschnitt in die Freiheit derjenigen Mitbürger:innen vornehmen, die so gerne durch die Brucknerstraße und die Schwabstraße hinauf und hinunterbrettern.

Das Beispiel Burgstall/Oed ist ein anderer Fall: hier handelt es sich um eine Landesstraße, zuständig ist nach wie vor die Bezirksverwaltungsbehörde, obwohl eine Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) 2024 Gemeinden eigentlich erleichtert, auch auf Landesstraßen 30er-Zonen zu errichten.Auch hier reiht sich seit mittlerweile zehn Jahren Gutachten an Gutachten, Messung an Messung, um nicht in der Eile eine unüberlegte Entscheidung zu fällen.

Zu verantwortungsvollem Handeln gehört ein sorgfältiges Abwägen der Verhältnismäßigkeit: In diesem Fall stehen nachweisliche Reduktion von Unfallrisiken und Lärmbelastung sowie die spürbare Erhöhung der Lebensqualitätauf auf der einen Seite, eine Diskriminierung derjenigen, die aus verschiedenen Gründen durchpreschen wollen, auf der anderen.

Auch wenn die meisten Argumente für eine flächendeckende Geschwindigkeitsbeschränkung sprechen, wird es – angesichts der erneut absolut regierenden autoaffinen MAVÖVP – wohl noch eine Weile dauern, bis in Maria Anzbach eine umwelt- und gesundheitsfreundliche Verkehrspolitik umgesetzt wird.

Aber steter Tropfen höhlt den Stein, nur Geduld, wir bleiben dran.

Susanne Wimmer

Energie – ja unbedingt, sofort!

Zwei Mal schon haben wir versucht, für den Ortskern bzw. die Gemeindegebäude eine erneuerbare Energieversorgung zu organisieren. Beim ersten Mal war dem Gemeinderat die Wärmelieferung durch eine Hackschnitzelanlage zu teuer (2014), im letzten Jahr wäre der kalkulierte Preis einer Anlage in der Nähe des St. Luise-Heims akzeptabel gewesen, dem potentiellen Betreiber war der Weg ins Gemeindezentrum zu weit und einem weiteren die 650 MW Wärmebedarf der Gemeindegebäude zu gering.

Jetzt stehen wir wieder am Start: Was wollen wir? Was können wir wollen?

Wir haben uns als Klimabündnisgemeinde Klimaziele gesetzt: bis 2040 wollen wir 100% unseres Energiebedarfs erneuerbar produzieren, also nur mit Wind, Sonne und Erdwärme.

Lt. Statistik Austria hat Maria Anzbach 1.364 Haushalte (stand 31.10.2022). Jeder Haushalt verbraucht im Durchschnitt 10.700 kWh pro Jahr für Wärme (incl. Warmwasser und Kochen), 2.300 kWh pro Jahr für Elektrogeräte und Beleuchtung und in 90% der Haushalte noch einmal 8.200 kWh pro Jahr für den Pkw – im Durchschnitt. Insgesamt sind das knapp 28 GWh Energie die wir spätestens in 15 Jahren jährlich erneuerbar aufbringen müssen: allein für Maria Anzbach wären das 8 große Windkraftwerke mit fast 100 m Durchmesser. Das ist im Biosphärenpark Wienerwald nicht möglich, wir müssen uns Alternativen überlegen.

Alle Prognosen über die Energiewende gehen von einer Halbierung des Bedarfs aus, die ohne Komfortverlust realisierbar ist.

Im Wärmebereich heißt das für öffentliche Gebäude: max. 50 kWh pro m2/Jahr bis 2030 (Klimaziel der Landesregierung – bis 2030, also in 5 Jahren!). Aktuell liegen wir in der Schule, den Ärztehäusern und dem alten Kindergarten teils weit über 200 kWh pro m2/Jahr. Hier werden wir nicht um substantielle thermische Sanierungsmaßnahmen herumkommen. So wird aber eine potentielle Nahwärmeversorgung schwerer wirtschaftlich darstellbar.

Eine sinnvolle Option ist die Kraft-Wärme-Kopplung: Werden die Hackschnitzeln zunächst vergast und dieses Gas in einem Motor verbrannt, kann man einen wesentlich höheren Gesamtwirkungsgrad erzielen, d.h. man kann einen wesentlich höheren Anteil der Energie im Holz nutzen als bei der reinen Verbrennung. Damit liegen wir aber hier noch nicht unter 23 Cent pro kWh erzeugtem elektrischen Strom. Hier könnte eine intelligente Förderung Sinn machen – die gibt es allerdings aktuell weder vom Land noch vom Bund.

Technisch ist es möglich, eine Pyrolyse vorzuschalten: Man entzieht dem Hackgut das CO2 und bindet es in Kohle (Verkohlung). Diese kann z. B. zur Bodenverbesserung verwendet werden (Schwarzerde). Leider entzieht dies dem Hackgut etwas Energie und die Kohle muss verpackt und verkauft werden … Vor zwei Jahren gab’s diese Technologie aber nur für große Anlagen und noch nicht wirtschaftlich. Wir werden uns das anschauen.

Technisch sehr interessant wird es, wenn man nicht heißes Wasser in der Gemeinde verteilt (sehr große Wärmeverluste), sondern ein sog. Anergienetz aufbaut: ausgehend von einem Tiefenbohrungsfeld (in unserem Fall über 30 Tiefenbohrungen) wird ca. 12 Grad ‚kaltes‘ Wasser im Kreis geschickt und an jeder Übergabestelle mit Hilfe einer Wärmepumpe aufgewertet – zum Heizen oder zum Kühlen. Leider ist diese Technologie noch nicht verfügbar bzw. war kein Fördergeber bereit, uns zu unterstützen.

Wir werden jetzt das gesamte Vorhaben neu aufsetzen – gemeinsam. Wir werden den Energiebedarf realistisch planen und wir werden schauen müssen, wie wir die jeweils umliegenden Privathäuser einbeziehen. Wir sind sehr optimistisch – gerade auch angesichts des großen Interesses an der Energiegenossenschaft und den inzwischen ca. 3.400 kWp installierten PV-Anlagen allein in Maria Anzbach.

Lothar Rehse